Designing the Common City

Designing the Common City

20. July 2020 Off By Raul Gschrey

 

Die gemeinsame Stadt gestalten / U!REKA Lab: Urban Commons (German only, published in Almanach Frankfurt UAS 2019)

by Angelika Plümmer & Raul Gschrey

Nicht nur, aber vor allem in urbanen Zentren kommen die Menschen zunehmend zu der Überzeugung, dass Staat, Politik oder Markt nicht mehr die geeigneten Instanzen sind, um die anstehenden Probleme zu lösen. Überall gibt es kleinere und größere Initiativen, Bürgerbewegungen, Bürgerentscheide, Genossenschaften, kollaborative Zusammenschlüsse und Plattformen, die sich den unterschiedlichsten Themen und Problem in der Stadt widmen und nach Lösungen suchen. Neue Fragen stellen sich: Wem gehört die Stadt? Wer entscheidet? Wie wird entschieden?

Das 2019 gegründete internationale und interdisziplinäre Blended-Learning- und Forschungsprojekt U!REKA Lab: Urban Commons konzentriert sich auf Untersuchungen unterschiedlicher Co-Creation-Initiativen in den U!REKA Städten. Commons sind gemeinsam geschaffene und genutzte (im)materielle Ressourcen. Sie befinden sich im Mitbesitz oder werden von einer Gemeinschaft von Nutzern und Interessenvertretern mitverwaltet; es gelten jeweils die Regeln und Normen dieser Gemeinschaft, die sich an Nachhaltigkeit, Inklusivität und öffentlichen Mehrwert orientieren. (Bauens, 2018 &Waag, 2020).

Die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Demographischer Wandel oder sozio-ökonomische Ungleichheit – auf dem Wohnungsmarkt, in der Bildung und der Mobilität – und der gesellschaftliche und technische Wandel durch die Digitalisierung sich besonders deutlich in urbanen Umfeldern zeigen, ist das Thema Urban Commons für alle U!REKA Partner in den kommenden Jahren von besonderem Interesse.

Beteiligt an dem Projekt sind die U!REKA-Partneruniversitäten in Amsterdam, Gent, Frankfurt, Helsinki und Lissabon. Die experimentelle Herausforderung ist, trotz zeitversetzter Semesterzeiten wie bei einem Staffellauf das gemeinsame Thema in bestehende Bachelor bzw. Master-Module integrativ einzubinden. Gestartet wird mit einer den Seminaren vorgelagerten Screencasts-Serie, die jeder Lehrenden den jeweils andern zur Verfügung stellt. Wie und wann diese eingesetzt werden, entscheidet jeder Lehrende für sich. In Zeitintervallen, die sich überschneiden, werden sogenannte Foren (Webkonferenzen) durchgeführt, an denen alle Beteiligten an allen Orten teilnehmen, um sich über den Stand der Projekte und Methoden miteinander auszutauschen und sich für gemeinsame Arbeiten zu verabreden. Die einzelnen Kurse haben eine interdisziplinäre Perspektive, weil jeder Universitätspartner eine andere Sichtweise und Themenbezug auf das Thema hat.

Wie funktionieren Urban Commons und Communities of Commoners? Wie die Prozesse der Co-Creation? Und wie und unter welchen Bedingungen können sie für eine ökonomisch und ökologisch vorteilhafte Stadtentwicklung nutzbar gemacht werden, die nicht die sozialen Aspekte aus den Augen verliert. Wie können Stadtverwaltung, Bürger, Wissenseinrichtungen, Wohnungsbaugesellschaften und Unternehmer gemeinsam wirklich Miteigentum und Mitverwaltung in der Praxis etablieren?

Führt diese Art der Partizipation und des Engagements zu mehr Demokratie, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in unseren Städten? Gibt es zukunftsorientierte Governance-Modelle, die Bürger/-innen als echte, ernstzunehmende Partner in Entscheidungsfindungen und Problemlösungen einbeziehen und nicht mehr nur den Regeln der Staatsmacht oder des Marktes folgen.

Mit diesen Fragen werden sich lokal Studierendengruppen 2020 beschäftigen, und dazu den theoretischen Rahmen der Urban Commons, verschiedene Urban-Commons-Initiativen, ihre Ausrichtung, Ziele, Strukturen und Arbeitsweise analysieren; zudem soll möglichst eine Verbindung zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2020 hergestellt werden. In den folgenden Jahren werden die gleichen Themen dann systematischer untersucht, basierend auf visuellen, künstlerischen und dokumentarischen Ansätzen, wie z.B. dokumentarische und kreative Videografie, (Schauspieler-)Fotografie und Mappings. Die Methoden werden partizipatorische Methoden umfassen und darauf abzielen, die Akteure und die lokale Bürgerschaft in einen co-kreativen Prozess der Wissensschaffung einzubeziehen. Ziel ist es, verschiedene Ansätze und konkrete Beispiele in den einzelnen Ländern zu vergleichen und eine ganzheitlichere Sichtweise darüber zu entwickeln, was städtische Gemeinschaftsgüter und Gemeinsamkeiten für die Gesellschaft, die Wirtschaft, das soziale Leben, die Kultur und die Technologie bedeuten könnten.

Während der verschiedenen Phasen des U!REKA Lab: Urban Commons arbeiten Studierende, Lehrende und Mitarbeiter/-innen an gemeinsamen themenbezogenen Forschungsfragen, treffen sich online sowie in Sommerschulen und Konferenzen des U!REKA-Netzwerks, um einen kontinuierlichen Wissensaustausch über die erste Dreijahresperiode zu ermöglichen.

Das U!REKA Lab: Urban Commons wird durch den DAAD und die Partnerinstitutionen des U!REKA-Netzwerks finanziert und vom Projekt: Digital gestütztes Lehren und Lernen in Hessen, dem Verbundprojekt der Hessischen Hochschulen unterstützt.

 

Institutionen, Beteiligte & Focus

Metropolia, Helsinki: Kaisa Kanerva I Verändernde Flächennutzungsplanung

Frankfurt UAS): Angelika Plümmer, Raul Gschrey I Soziale und kulturelle Aspekte des Planens und Bauens; Ästhetisch-ethnographische Forschung und Intervention in sozialen Bereichen

Amsterdam University of Applied Sciences (AUAS): Sandra Bos, Andrew Switzer I Kooperatives Regieren, partizipatorische Methoden

Hoogeschool Gent (HoGent): An Lescrauwaet, Greet De Brauwere, Tine Vanthuyne I Urbanisierung und Stadtpädagogik

In cooperation with: Politécnico de Lisboa (IPL)